Nach knapp einer halben Stunde landen wir bereits in Heho. Mit dem Taxi fahren wir nach Nyaung Shwe, ein grösseres Dorf am nördlichen Ende des Inlesees. Hier bleiben wir drei Nächte. Die Temperaturen sind angenehm, denn der Inlesee liegt auf 875 müM. Wir freuen uns über die Abkühlung.
Unser Hotel liegt am Kanal, welcher direkt in den Inlesee führt. Eine interessante Aussicht wird uns geboten: Langboote mit effizienten Stabmixern als Aussenmotor rattern flussauf- und abwärts. Die Boote sind mit Körben - gefüllt mit Tomaten - beladen oder transportieren Einheimische oder Touristen.
Auch wir unternehmen mit einem solchen Boot eine Tour auf dem Inlelake, der etwa 22 km lang und halb so breit ist. Vorbei an den berühmten fischenden Einbeinruderern, durchqueren wir gleich zu Beginn den See. Am anderen Ende ist nämlich gerade Markt. Das Leben der Menschen hier ist stark auf den See ausgerichtet. Rund um den See leben etwa 70'000 Menschen in Pfahlhäusern. Unzählige Langboote 'parkieren' vor dem Markt und einige Souvenirverkäufer benutzen gleich ihr Langboot als Ladenfläche. Der eigentliche Markt ist an Land und für uns sehr interessant; eine wahre Abwechslung zum Markt in Luino. Es wird viel Gemüse, Obst, Fisch, Fleisch aber auch alltägliche Dinge wie Werkzeuge, Toilettenartikel und Kleider angeboten. Es hat auch einen Stand mit Betelnüssen. Wir verzichten, denn es schaudert uns immer wieder an der roten Spucke am Boden vorbeizugehen. An diesem Markt scheint es viele Betelnusskonsumenten zu haben.
In unsere Tour schleicht sich eine "Teppichhändler-Tour" als Intermezzo ein, denn nach dem Markt werden wir noch in eine Weberei und in eine Silberschmiederei geführt und zuguterletzt sehen wir noch wie Papierschirme hergestellt werden. Die Weberei fanden wir noch recht interessant; nebst Baumwolle und Seide wird hier auch Lotusfaden verarbeitet. Wir sehen, wie die Fasern aus den Stängeln gewonnen werden. Der Faden erinnert uns an Leine. Alles andere ist wohl ähnlich wie in einer europäischen Weberei vor hundert Jahren - sehr eindrücklich. Wir erwerben einen Schal und einen Longirock. Im Silberladen und bei den Papierschirmen schrauben wir den Pace massiv rauf und haken die Führungen pflichtbewusst aber im Eiltempo ab.
Beim nächsten Stop treffen wir auf Frauen der Padaung (Eigenbezeichnung: Kayan) mit ihrem auffälligen Hals- und Beinschmuck. Die Padaung leben in Bergregionen in der Nähe des Inlelakes und waren immer wieder Opfer von Übergriffen des burmesischen Militärregimes. Daher flüchteten viele von ihnen ins angrenzende Thailand, wo sie heute in Flüchtlingscamps leben. Beim Schmuck handelt es sich nicht um einzelne Ringe, sondern um eine Spirale, die alle paar Jahre durch eine neue und grössere Spirale ersetzt wird. Die ersten 'Ringe' erhalten Mädchen im Alter von 5 Jahren und messen ca. 10 cm. Spätestens bei der Heirat weist die Halsspirale dann 20 bis 25 Windungen auf, was einer Gesamthöhe von 30 cm und etwa 10 Kilogramm Messing entspricht. Wir finden die Begegnung spannend, aber weil wir wissen, dass die Kayan in Thailand regelrecht zur Schau gestellt werden, wissen wir hier zuerst auch nicht so recht wie wir uns verhalten sollen. Nessina und Maiara brechen aber das Eis, denn die Initiative für ein Foto geht von den burmesischen Frauen aus.
Wir fahren mit dem Langboot weiter durch ein ganzes Fluss- und Kanalsystem bis zur Indein Pagode. Hier ist der Weg das Ziel - unter Lauben mit vereinzelten Marktständen gelangt man zur erhöhten Pagode. Als wir zum Boot zurückkehren, fängt es an zu regnen - tropisch zu regnen. Wir sehen, dass keine Besserung in Sicht ist, daher packen wir unsere Regenjacken aus und klammern den Schirm fest. Die einstündige Fahrt zurück ist ein Erlebnis und wir kommen klatschnass zurück ins Hotel. Wir hatten schon befürchtet, die Regenjacken umsonst rund um die Welt geschleppt zu haben.
Am zweiten Tag schnappen wir uns die Hotelfahrräder und radeln durch das Dorf und die angrenzenden Reisfelder. Wir durchqueren mehrere Siedlungen und werden überall freundlich gegrüsst - 'Mingalaba'.
Am Folgetag fliegen wir bereits wieder zurück nach Mandalay und unsere kleine Rundreise in Myanmar geht zu ende. Myanmar hat uns sehr gut gefallen und wir können uns einen weiteren Aufenthalt zu einer anderen Jahreszeit sehr gut vorstellen. In den Wintermonaten könnte auch die Küstenregion gut bereist werden.