Soviel vorn weg ;-): die Nazca-Linien wurden nicht von Ausserirdischen erschaffen, sondern sind das Vermächtnis der Nazca-Indianer, welche vor rund zweieinhalbtausend Jahren diese Gegend bewohnten. Die grosse Bewunderung der hier lebenden Menschen gilt daher auch nicht Erich von Däniken, sondern der deutschen Mathematikerin und Astronomin Maria Reiche. 1941 sah Maria Reiche die Linien, welche mit dem Aufkommen der zivilen Luftfahrt erst 1924 von Passagieren entdeckt wurden, ein erstes Mal. Die Linien beschäftigten sie fortan bis zu ihrem Lebensende 1998; selbst mit 95 Jahren gab sie sich noch dem Studium der Linien hin. Maria Reiche putzte alle Linien mit dem Besen vom Wüstenlack, denn erst dann kam der Farbkontrast zum umliegenden Gelände zum Vorschein. In ihrem Leben hat sie 50 Figuren und 1000 Linien geputzt, vermessen und kartographiert. Wir spüren die Liebe von Maria Reiche zu diesen Linien im ihr gewidmeten Museum.
Obwohl man die bekannten Figuren nur vom Flugzeug aus erkennen kann, entscheiden wir uns gegen einen Flug. Wir sehen die Linien dafür aus der Nähe, was auch sehr eindrücklich ist. Die Linien sind lediglich einige Zentimeter tief. Daher wurden sie beim Bau der Panamericana auch nicht erkannt und einige der Figuren wurden zerstört. Gleich neben dem Highway können wir von einem Lookout die Scharrbilder 'Hands' und 'Tree' sehen.
Am Nachmittag besuchen wir ein kulturelles Zentrum der Nazca-Kultur, welches nur über eine 20 Kilometer lange Schotterstrasse durch die Wüste zu erreichen ist. Erst eine der rund 40 Stufenpyramiden wurde bis anhin freigelegt. Wir erreichen die Kultstätte kurz vor Sonnenuntergang und sind überwältigt von der Szenerie. Welch ein Schatz muss sich noch unter dem Wüstenboden verbergen? Man weiss schon jetzt, dass es sich um eine der grössten präkolumbianischen Zeremonialstätten überhaupt handelt. Wir sind überzeugt, dass dies ein zweites Machu Picchu werden könnte mit dem Prädikat 'allein schon ein Grund Peru zu besuchen'. Wir sind praktisch die einzigen Besucher und weitere Ausgrabungsorte können wir auch nicht erkennen. Es scheint leider kein Geld für diese Ausgrabungen vorhanden zu sein.
Die Rückfahrt durch die stockdunkle Wüste, vorbei an vom Mond weiss beleuchteten Knochen ist etwas speziell, aber der Guide kennt die Wüste wirklich wie seine Westentasche. Gegen acht Uhr abends sind wir zurück in Nazca und um 23 Uhr besteigen wir den Nachtbus nach Arequipa.